Muss Arbeit Spaß machen?

Was Arbeit früher war, was Arbeit heute ist und warum fehlende Motivation ein Luxusproblem ist.

„Der Mensch ist das einzige Tier, das arbeiten muss!“, hat Immanuel Kant schon 1803 in seinem Werk „Über Pädagogik“ festgestellt. Aber was ist Arbeit überhaupt? Laut sozialwissenschaftlicher Definition ist Arbeit eine besondere Form der Tätigkeit, die es den Menschen ermöglicht, in ihrer Umwelt zu überleben.

Machen wir einen kurzen Exkurs in die Vergangenheit, in eine Zeit wo der Mensch dem Tier noch viel näher war. In der Steinzeit bedeutete leben zu überleben. Das Leben der Menschen war zu dieser Zeit rein darauf ausgerichtet die Grundbedürfnisse Schutz, Nahrung und Fortpflanzung zu decken. Sobald der Bauch voll war, legte sich der Steinzeit-Mensch in seine Höhle und ging in den Energiesparmodus über. Aus der Sicht des reinen Überlebens macht es absolut Sinn, keine Kalorie zu viel zu verbrauchen.

Der Mensch hat es durch die Entwicklung des Gehirns geschafft, sich von der Tierwelt abzuheben und seinen Verstand dazu zu benutzen, um sich das Leben zu vereinfachen. Der Mensch baute Waffen, um sich die Jagd zu erleichtern, lernte das Feuer zu beherrschen und konnte von da an auch in kälteren Gebieten überleben. Zu der Zeit als die ersten Hilfsmittel gebaut wurden, hat es begonnen, dass Tätigkeiten nicht mehr direkt dem Überleben dienten, sondern indirekt das Überleben vereinfachten. Man könnte diese Tätigkeiten als die Anfänge der Arbeit betrachten.

Der Mensch hat sich das Leben immer mehr vereinfacht. Er wurde sesshaft, baute Hütten und betrieb Ackerbau und Viehzucht. Somit entstanden die ersten Berufe wie wir sie heute kennen. Zudem führten die Menschen das Geld ein, eine Möglichkeit Arbeitsleistung zu speichern und als Tauschmittel für Waren und Dienstleistungen.

Was ist Arbeit heute?

Heutzutage bedeutet Arbeit etwas komplett anderes für die Menschen. Arbeit ist da, um Geld zu verdienen. Geld ermöglicht es Statussymbole wie Häuser oder Autos zu kaufen. Geld ermöglicht es weniger zu arbeiten und ein angenehmes Leben zu führen. Geld ermöglicht es die Welt zu bereisen und mehrmals pro Jahr in den Urlaub zu fliegen.

Der Fortschritt hat es geschafft, dass Menschen Freizeit haben, also Zeit, die nicht mehr gebraucht wird, um das Überleben zu sichern. Das war die längste Zeit in der Menschheitsgeschichte anders.

Arbeit ist zu einer lästigen Verpflichtung geworden, die wir am liebsten ganz aus unserem Leben verbannen oder zumindest auf ein Minimum reduzieren möchten. Arbeit entscheidet heute nicht mehr darüber, ob ich lebe, sondern wie ich lebe.

Arbeit ist ein Teil der Selbstverwirklichung.

Das Problem mit der Arbeit

In der heutigen Zeit müssen wir motiviert werden und die Arbeit muss Spaß machen, damit wir überhaupt erst anfangen. Früher waren Hunger und am Leben bleiben die Motive, warum Menschen gehandelt haben. Ansonsten war Energiesparen angesagt. Heute sind wir stets gut versorgt und unser Leben ist nicht in Gefahr, also besteht unser Leben hauptsächlich aus Energiesparen, chillen wie die Jugend sagen würde. Faulheit und fehlende Motivation sind Phänomene, die der Wohlstand verursacht hat.

Was ist wichtiger als Spaß und Motivation?

Um jetzt die eigentliche Frage des Beitrags zu beantworten. Muss Arbeit Spaß machen? Nein. Arbeit muss Sinn machen. Jeder muss für sich selbst einen Sinn ein seiner Arbeit finden. Dieser Sinn muss stärker sein als unser Drang im Bett liegen zu bleiben. Leider können wir in der heutigen Zeit von unserem stärksten Drang, dem Überlebensdrang nicht mehr Gebrauch machen, weil wir in einer sicheren Umgebung leben. Darum müssen wir uns andere Ersatzmotive suchen. Bei manchen ist es die Vorstellung von Macht und Reichtum. Bei anderen die Anerkennung durch Mitmenschen. Bei vielen der Gedanke an eine bessere Zukunft oder der Einsatz für Tiere und Umwelt.

Das ist die Herausforderung des modernen Zeitalters: Der eigenen Tätigkeit einen Sinn zu geben.

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